Kinder und Jugendliche

Kinder Regenbogen

Diese Seite richtet sich an alle, die an der Thematik der Entwicklung der Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter interessiert sind. Es geht hier nicht nur um Information für junge Menschen, die ein Problem mit ihrer Geschlechtszugehörigkeit haben, sondern auch - um nicht zu sagen vor allem - um Wissenswertes für deren Eltern, Geschwister, andere Familienangehörige und FreundInnen. Vieles wird leichter, wenn man den Zusammenhang zwischen Körper und Geschlechtsidentität losgelöst von konventionellen Vorstellungen - vorallem aber von den Vorstellungen, die sich andere machen könnten - betrachtet.

Über die Entstehung von Transsexualität gibt es zahlreiche wissenschaftliche Theorien, erwiesen ist bis jetzt allerdings noch nichts. Evident ist, dass Geschlechtsidentitätsstörungen nicht auf ein "falsches Verhalten" der Eltern zurückzuführen sind. Der Wunsch, lieber ein Kind des anderen Geschlechts zu haben, ist bei den Eltern transidenter Kinder nicht häufiger als bei anderen Eltern. Es dürfte jedenfalls eine Vielfalt von Faktoren zur Ausbildung einer TransGender-Persönlichkeit beitragen, also dazu, dass ein Mensch sich dem aus körperlicher Sicht "anderen" Geschlecht zugehörig fühlt.

Viele TransGenders glauben schon sehr früh zu erkennen, dass sie "im falschen Körper geboren" sind, und für die Diagnose Transsexualität nach der derzeit geltenden Klassifikation des ICD 10 ist "der Wunsch, zum anderen Geschlecht zu gehören"ein Kriterium, das schon im Kindes- oder Jugendalter beobachtet werden kann.

Bei Kindern, die sich nicht immer entsprechend der tradierten Geschlechterrolle verhalten, kann noch nicht von Geschlechtsidentitätsstörung gesprochen werden. Mädchen die auf Bäume klettern und Buben die mit Puppen spielen, haben meist kein Problem mit ihrem Geschlecht. Zumindest solange es ihnen nicht einredet wird und solange sie nicht die Zugehörigkeit zu ihrem Geschlecht in Zweifel ziehen.

Besteht eine Gewissheit, dem "anderen" Geschlecht näher zu sein, so sollte diese Position spielerisch akzeptiert werden. Kinder brauchen in dieser Situation wirklich Eltern die hinter ihnen stehen und Schulen, die diese Entwicklung akzeptieren. Wenn die Eltern ihrem Kind diese "Narretei austreiben" wollen, ziehen sich TG-Kinder in der Regel zurück, brechen Kontakte ab, ja verweigern auch den Lehrern, die sie mit einem offensichtlich nicht passenden Namen ansprechen, alle Antworten. Kinder, die um ihre Geschlechtsidentität ringen müssen, weisen zumeist deutliche Entwicklungsdefizite auf. Dabei ist ein Wechsel des sozialen Geschlechts heutzutage auch für Kinder bei weitem nicht mehr so problematisch wie noch vor wenigen Jahren.

In der Pubertät ist es grundsätzlich nicht ungewöhnlich, die eigene Geschlechtlichkeit zu hinterfragen. Häufig geschieht das in Form eines Rollenspiels, das auch transvestitische Züge tragen kann. So wie viele Menschen in dieser Phase ihres Lebens auch homoerotische Erfahrungen machen dient es letztlich dem Abbau von Berührungsängsten und der Reifung der Persönlichkeit.

Bei anhaltender Infragestellung des Ursprungsgeschlechts kann erst der reale Rollenwechsel die Sicherheit schafft, die für etwaige nachfolgende therapeutische Schritte wie eine Hormontherapie zur Hintanhalten der Pubertät notwendig ist.

Am Beginn steht jedenfalls die Erkenntnis, dass Geschlecht in seiner sozialen Dimension recht wenig mit der körperlichen Realität zu tun hat. Das Empfinden der Geschlechtszugehörigkeit ist nicht die Folge eines erkenntnistheroretischen Prozesses nach Maßgabe körperlicher Merkmale, sondern das Ergebnis von Identifikationen mit Menschen des nächsten sozialen Umfelds, großteils unbewusst und deshalb - ebenso wie bei "normale" Entwicklungen nicht leicht steuerbar.

Rechtslage

Grundsätzlich entscheiden Kinder über medizinische Behandlungen selbst, sobald sie „einsichts- und urteilsfähig” sind, was i.d.R. mit dem 14. Lebensjahr gegeben ist. Die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter (vulgo: Eltern) ist nur für Behandlungen erforderlich, „die gewöhnlich mit einer schweren oder nachhaltigen Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit oder der Persönlichkeit verbunden” sind (§ 173 Abs. 2 ABGB i.d.F. KindNamRÄG 2013).

Zur Absicherung der Ärzte und für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sollten medizinische Behandlungen nach den Kriterien der Empfehlungen für den Behandlungsprozess von Kindern und Jugendlichen des Gesundheitsministeriums erfolgen.

Genitalanpassende Operationen, die zu einer dauernden Fortpflanzungsunfähigkeit führen, sind allerdings bei Minderjährigen selbst mit Einwilligung der Eltern unzulässig (§ 163 ABGB). Hormontherapien erfordern bis zum 18. Lebensjahr die Zustimmung der Eltern. Zu Psychotherapien können sich 14-jährige selbst entscheiden.

Hilfe und Begleitung

Druck von außen und Zwang zur Verdrängung können ein Genderproblem erfahrungsgemäß nicht lösen. Sinnvoller ist die rechtzeitige Suche nach einer guten therapeutischen Begleitung. TransX bietet eine Übersicht mit dem Thema vertrauter SpezialistInnen in Österreich.

Die Beratungsstelle Courage hat Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene:

Young*Trans: Psychotherapeutische Gruppe für junge Menschen (15 - 25 Jahre).

Aktuelles Angebot bitte bei der Beratungsstelle Courage nachfragen.

Beiträge

Im Folgenden findest Du eine Sammlung themenspezifischer Artikel und Links zu themenverwandten Sites.

Wenn Du einen Erfahrungsbericht beibringen kannst, der anderen in einer ähnlichen Situation weiterhelfen könnte, senden Sie ihn bitte per Mail an transx@transgender.at. Wir bitten um Verständnis, dass sich TransX eine redaktionelle Prüfung vorbehält. Änderungen werden jedenfalls mit der Autorin / dem Autor abgesprochen.

Tascha: „Habt mich bitte so lieb, wie ICH bin!“
„Ich fühle mich nicht wie ein Bub und ich weiss ganz tief in mir drinn, dass ich keiner bin.“

Ein Brief, ein Hilfeschrei eines 9-jährigen Transmädchens an seine Familie.

Jani: „Ich bin 14 und erhoffe mir MUT !!!!“
„Ich hab schon seit ???? ewig die Gedanken ein Mädchen sein zu wollen.“

Jani ist 14 Jahre alt und hat ein großes Problem, aber niemanden, von dem sie sich verstanden fühlt.
Ein Mailwechsel in der transgender.at Mailingliste.

„Mutti, ich möchte ein Mädchen sein;
"Ich muß mit Dir sprechen, Mutti. Ich muß Dir was sagen, aber ich habe Angst, daß Du mich dann nicht mehr liebhast"

Die Geschichte eines US-Teens von ihrer Mutter Just Evelyn 1998 verfasst.

Fachspezifische Artikel

„Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsidentitätsstörungen“
Ein etwas veralterter Beitrag mit der persönlichen Meinung des Psychotherapeuten Hans-Peter Bangerl

Links

Virtuelle Schule - Genderkompetenz

Video zum Thema "Gender" für Kinder / Jugendliche und LehrerInnen.

www.trans-kinder-netz.de

Deutsche Seite der Interessensvertretung von Eltern mit Trans* Kindern.

www.kinderinfo.de

Ratgeber zu "Transsexualität bei Kindern und/oder Eltern".

www.gendertreff.de

Sammlung von Beiträgen zum Themenkomplex Transidentität und Schule.

www.mermaidsuk.org.uk

Britische Seite für Trans* Kinder. (Englisch).

Tyra: Transgender children and their parents speak out

Ein Film von Trans Family Alliens über Transgender Kinder und deren Eltern (Englisch).

 

 

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